Minimal, Glitch und Spielereien

Music Review – Techno

Minimal, Glitch und Spielereien

“Werner, die Russen kommen!” – “Womit denn Chef?” – “Jede Menge Minimal, Glitch und so’nen Kram. Sehr experimentell, mit viel Raum für Ambient, Spielereien mit verschiedenen Atmosphären und natürlich knisternden und detailverliebten Frickeleien. Das 9-Track-Album von Motor auf Fragment Music verschiebt da wunderbar die Grenzen und rückt Ambient und Minimal zusammen und ist durchaus musikalisch.

Alle die Minimal-Techno – so wie ich – eigentlich nicht mehr hören können, werden bei diesem Album von Motor verblüfft sein. Irgendwie steckt da eine Menge der surrealistischen Ambient-Ästhetik von Future Sound of London drin. Nur klingt alles digitaler und sauberer. Wo bei Future Sound Of London die Syntehsizer rauschten und knisterten, da setzt Motor solche Sounds mit vollem Bewusstsein ein. Gerne auch mal neben Weltmusik-Sounds wie in “Dub”.

Von Minimal-Techno kennt man ja eher einen schematischen Aufbau, der Techno-typisch durchgedrückt wird. Motor versucht da einen vollkommen anderen Ansatz. Die 4-to-the-floor darf bei ihm auch gerne einmal mehr im Hintergrund für Ordnung sorgen. Tanzen ist bei den Tracks nicht das Ziel, sondern vielmehr ein Mittreiben, Chillen und Lauschen. Der Beat fungiert eher als Pulsgeber, als sklaventreiberisch auf den Boden zu klopfen.

Erstaunlich ist zum Beispiel der Track “Last Summer Day”. Da brazzeln Gitarren in Form einer Breitwand ohne aggressiv zu sein. Wie der Titel vermuten lässt, klingt das Musikstück inmitten der Tracks fast romantisch und gedankenverloren. Trotzdem passt das inmitten der sonst sehr elektronischen Musik von Motor. Wahrscheinlich liegt es am Arrangement des Tracks. Das Gegenteil ist der Cut-Up-Track “Pixels” der am Ende richtig quietschig aufdreht und Matthew Herbert alle Ehre machen würde – und huch! da war auch wieder ein Ethno-Sample ;)

Ein wirklich eigenständiges Netlabel-Release, dass mit wunderbaren Nuancen und einem durch verschiedene Genres trippenden Flair aufwartet. “Mammoth” funktioniert als richtig abwechslungsreiches Album. So löst man auch die verkrustete Oberfläche von Minimal und lässt mal wieder etwas Neues entstehen.


Netlabel: Fragment
Music Category: ELECTRONIC MUSIC
Style: netaudio ambient fragment music minimal techno

Author: Moritz »mo.« Sauer

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